Silberobjekte aus der sogenannten "Silberzwangsabgabe"

In den Jahren 1939 und 1940 erwarb das Münchner Stadtmuseum 210 Silbergegenstände beim Städtischen Leihamt in München. Es handelte sich dabei um Objekte, die jüdische Familien auf staatlichen Zwang hin bei der Ankaufsstelle des Leihamtes abliefern mussten. Das geschah damals auf der Basis der am 21. Februar 1939 erlassenen "Dritten Anordnung aufgrund der Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden". Über 2.000 Münchnerinnen und Münchner mussten in der Folge ihre Wertgegenstände beim Leihamt in der Augustenstraße zwangsweise abliefern.

Im Rahmen der Wiedergutmachungsverfahren konnten nach 1945 über 60 Silberobjekte wieder an ihre rechtmäßigen Eigentümer*innen zurückgegeben werden. Voraussetzung war damals ein von den betroffenen Familien fristgerecht gestellter Entschädigungsantrag. Heute befinden sich noch immer 145 Silbergegenstände im Münchner Stadtmuseum. Es handelt sich überwiegend um Objekte aus Münchner Silberschmieden des 18. bis 20. Jahrhunderts.

Trotz intensiver Recherchen seit 2012 kam man bei der Zuordnung der Objekte zu den ehemaligen Eigentümer*innen nicht weiter. Die Objekte hatten zwar eine Ankaufsverzeichnisnummer (AV-Nummer) des Leihamtes, doch die Verbindung dieser Nummer zu einem Familiennamen war bisher nicht möglich gewesen. Das Münchner Stadtmuseum hatte deshalb alle Objekte bearbeitet, fotografiert und auf Lost Art sowie in einem eigenen Album in der Sammlung Online eingestellt.

Durch den engen Austausch mit Dr. Matthias Weniger vom Bayerischen Nationalmuseum und Aktenfunde in Münchner Archiven hat sich die Situation im Sommer 2022 grundlegend verändert. Heute liegen fast alle Namen der betroffenen Münchner Familien vor, die im Leihamt ihre Wertgegenstände einliefern mussten. Das Münchner Stadtmuseum konnte jetzt fast alle 145 Objekte aus der "Silberzwangsabgabe" einem Familiennamen zuordnen. Insgesamt 47 Namen von jüdischen Eigentümer*innen sind für die Silbergegenstände ermittelt worden.

Das Münchner Stadtmuseum ist seitdem damit befasst, die Familiengeschichte der 47 betroffenen Familien zu recherchieren und nach Erb*innen zu suchen. Zur Unterstützung bei der Erbensuche hat das Museum erfolgreich einen Antrag für ein Kurzprojekt beim Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste gestellt. Das Münchner Stadtmuseum sucht intensiv nach den Nachkommen der betroffenen Familien, um die Silberobjekte an die rechtmäßigen Eigentümer*innen zurückzugeben. Umfangreiche Unterstützung erhält der Museum dabei vom Holocaust Claims Processing Office in New York (HCPO).

Publikationen

Der Bestand an Objekten aus dem Städtischen Leihamt wurde 2016 zusammen mit der Ausstellung "M. T. Wetzlar, Silberschmiede in München, gegründet 1875 – arisiert 1938" der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Begleitpublikation zur Ausstellung in Deutsch und Englisch ist an der Museumskasse und im Online-Shop für 39,80 € erhältlich.

Ein eigener Katalog "Spurensuche, Silber aus ehemals jüdischem Besitz im Sammlungsbestand des Münchner Stadtmuseums" widmet sich speziell dem Silberbestand aus dem Städtischen Leihamt. Er ist an der Museumskasse und im Online-Shop für 8,00 € erhältlich


Besuchsinformation

Öffnungszeiten

Die Ausstellungen des Münchner Stadtmuseums sind aufgrund der Generalsanierung aktuell geschlossen. Das Kino des Filmmuseums und das Stadtcafé bleiben weiterhin wie gewohnt bis Juni 2027 in Betrieb.

Informationen zur Von Parish Kostümbibliothek in Nymphenburg

Filmmuseum – Vorstellungen
Dienstag / Mittwoch 18.30 Uhr und 21.00 Uhr
Donnerstag 19.00 Uhr
Freitag / Samstag 18.00 Uhr und 21.00 Uhr
Sonntag 18.00 Uhr

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

S/U-Bahn Station Marienplatz
U-Bahn Station Sendlinger Tor
Bus 52/62 Haltestelle St.-Jakobs-Platz

Kontakt

St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
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